Geschichte

Aargau: Unsere Geschichte in Kurzform

Die K.Ö.St.V. Aargau wurde am 22. Oktober 1908 als Tochterverbindung der Austria Wien (AW) gegründet . Ursprünglich in der Treue zur habsburgischen Monarchie verwurzelt, erweiterte sie im Laufe der Zeit ihre Ausrichtung und sozialstudentische Aktivitäten rückten in den Vordergrund.

1919 erfolgte das Bekenntnis zur Republik und mehrere Aargauer wirkten führend im sozialpolitischen Bereich.

Während der NS-Zeit hielten, trotz des Verbotes ihrer Aktivitäten, Mitglieder der Verbindung an ihren Traditionen und ihrem Gemeinschaftsgeist fest und leisteten auch aktiven Widerstand. Der Aargauer Albert Proschaska wurde ein Opfer des NS-Regimes.

Nach dem 2.Weltkrieg wurde Aargau 1946 wiedergegründet und erneuerte ihren sozialstudentischen Fokus. Heute ist sie ein aktiver und engagierter Teil der Studentenverbindungsgemeinschaft.

Aargau: Die Entwicklung

Gründungsphase

Fritz Zuleger (AW) entwickelte im Sommer 1908 Vorstellungen für eine Reformverbindung mit vermindertem Kneipbetrieb und neuen geistigen Zielen in Wien. So sollte das katholische Couleurstudententum auch für den Adel und das gehobene Bürgertum attraktiv werden. Mit dem von ihm gewählten Verbindungsnamen „Habsburg“ und auch mit den Verbindungsfarben – schwarz-gelb-blau – wollte er die Treue zur habsburgischen Monarchie zum Ausdruck bringen. Er konnte aus der AW Mitstreiter gewinnen und am 22. Oktober 1908 wurde vom BC der Antrag auf Neugründung einer Verbindung angenommen. Die finanzielle Sicherstellung wurde durch Kontakte mit dem Adel gewährleistet. Als die Vereinsbehörde den Verbindungsnamen nicht bewilligte, weil er geschützt war, benannte Zuleger die Neugründung nach dem Schweizer Kanton Aargau, da dort mit der Habichtsburg der Stammsitz der Habsburger lag. Das Blau in den Verbindungsfarben wurde bald durch Grün ersetzt. Am 7. Jänner 1909 wurde Aargau im Café „Burgtheater“ konstituiert.

Anschluss an den CV – Die Aufbauphase

Am 20. Februar 1909 wurde Aargau als Tochterverbindung der Austria Wien sofort vollberechtigte CV-Korporation. Das Verbindungsheim am Bennoplatz 8, 8. Bezirk, wurde beim beim 1. Stiftungsfest am 9./10. Dezember 1909 eingeweiht. Die Ausrichtung Aargaus auf den Adel fand 1911 durch eine Ausrichtung auf die „arbeitenden Stände“ eine Ergänzung; die Verbindung betätigte sich nunmehr sozialstudentisch, indem sie mit dem Gesellenverein Wien in Kontakt trat und im WS 1911/12 ein Amt für Vortragswesen einrichtete. 1912 gründete Aargau einen Altherrenverband.

Die Entwicklung Aargaus während des 1.Weltkrieges

Der Kriegsausbruch beendete vorerst die positive Entwicklung Aargaus. Der Couleurbetrieb konnte nur notdürftig aufrechter halten werden. Auf der Bude wurde eine Zweigstelle für die Liebesgabensammlung des CV in Österreich eingerichtet. Die drei Kriegstoten Aargaus waren noch 1914 zu beklagen. Im SS 1916 übernahm eine „Kriegskommission“ die Verbindungsgeschäfte. Im August 1916 musste das Heim aus finanziellen Gründen aufgegeben werden; die Verbindung kam in „Schneiders Gasthof“, Stumpergasse 12, 6. Bezirk, unter. Im Februar 1918 konnte ein Heim im Kloster der Minoriten, Alserstraße, 9. Bezirk, bezogen werden. Zum SS 1918 war wieder ein regelmäßiger Verbindungsbetrieb möglich.

Die Mrazek-Krise

Nach dem Zusammenbruch der österreichisch- ungarischen Monarchie geriet die Verbindung durch den monarchistisch eingestellten Senior Wenzel Mrazek in eine innere Krise. Republikanisch gesinnte Aargauer stellten sich schließlich gegen den Senior, wählten für das SS 1919 einen Senior aus ihren Reihen und beschlossen, den Burschenconventen des Mrazek-Semesters ihre Gültigkeit abzusprechen. Die bestehende Staatsform wurde nunmehr ausdrücklich anerkannt. Aus Gründen der Tradition blieb es aber beim bisherigen Verbindungsnamen und -wappen. Im Mai 1919 rekonstituierte sich der Altherrenverband mit 35 Alten Herren. Im Juni 1919 wurde bei den Piaristen in der Florianigasse 29, 8. Bezirk, eine neue, größere Bude bezogen.

Von der Blütezeit bis zum Verbot

Nach dem Mrazek-Semester erneuerte Aargau die soziale Ausrichtung, pflegte das Vortragswesen und veranstaltete wöchentliche Sprechabende. Mehrere Aargauer Philister betätigten sich auf sozialpolitischem Gebiet: Dr. Karl Kummer war Mitgründer der „Kath. Sozialakademie und des Instituts für Sozialreform und Sozialpolitik“; Dr. Karl Lugmayer wirkte auf dem Gebiet sozialer Arbeit, insbesondere der Volksbildung; Dr. Lorenz Linseder, Sekt.-Chef im Sozialministerium, begründete das Arbeitsinspektorat in Österreich; Josef Gegenbauer war Zentralpräses des Wiener Gesellenvereins; auch sein Nachfolger, Johann Schneider, war Aargauer. Ab WS 1920/21 erhielt die Verbindung zunehmend Nachwuchs aus Oberösterreich. Beim 22. Stiftungsfest im Dezember 1930 wurde ein neues Heim in der Thurngasse 10, 9. Bezirk, eingeweiht. Hier wurde der Couleurbetrieb bis März 1938 durchgeführt. Am 23. März 1933 nahm der Wiener Kardinal Dr. Theodor Innitzer das Ehrenband an, und im Dezember 1933 erhielt der österreichische Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß (F-B) das Aargau-Band. Viele Aargauer beteiligten sich an dessen „Vaterländischer Front“. Am 10. Juli 1933 verband sich Aargau — in Abspaltung vom (immer mehr durch Nazis beeinflussten) CV — mit den anderen österreichischen CV-Verbindungen zum ÖCV und ersetzte in der Verbindungsbezeichnung das Wort „deutsch“ durch „österreichisch“. Letzter Senior zur Zeit des Anschlusses Österreichs an Deutschland im März 1938 war Gerhard Hermann, der die Verbindungsgeschäfte inoffiziell bis 1939 weiterführte. Fahne und einiges Archivmaterial konnten vor dem Zugriff der SA, die die Bude besetzte, gerettet werden. Während der Verbotszeit dienten Zusammenkünfte vor allem in Privatwohnungen dem Zusammenhalt der Aargauer. Der Aargauer Albert Proschaska wurde 1940 Opfer des Nationalsozialismus.

Die Wiederbegründung

Nach der Verbotszeit setzten sich insbesondere Dr. Hans Karger und Dr. Gerhard Hermann für die Wiederbelebung Aargaus ein. Am 28. August 1946 rekonstituierte sich die Aktivitas mit einem ersten BC im Restaurant „Rieder“ bei der Paulanerkirche, 4. Bezirk. Im Mai 1947 feierte Aargau das erste Stiftungsfest der Nachkriegszeit.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit war zunächst das Restaurant „Rieder“ Verbindungssitz. 1949 bezog Aargau eine Bude in der Albertgasse 43/I, 8. Bezirk. Von dort zog Aargau 1959 in das Kolpinghaus, Gumpendorfer Straße, und 1960 in die Lange-Gasse 76, 8. Bezirk. Seit 1968 hat Aargau die Bude im 2.Stock im ÖCV-Haus, Lerchenfelderstraße 14.

Aargaus jüngere Entwicklung bis zur Gegenwart

In der ersten Nachkriegszeit pflegte Aargau wieder intensiv die Vortragstätigkeit. In den 1950er Jahren engagierten sich mehrere Aktive in der Hochschulpolitik und hatten in der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) führende Positionen inne. 1954 erhielt Aargau wieder das Aufzugsrecht. Nach einem Bändertausch mit Nordgau Wien und Alpenland Wien kam es 1966 zu einer ebensolchen Freundschaftsbekundung mit Rupertia Regensburg. Die Freundschaft mit Rupertia wird intensiv gepflegt. Nach dem 60. Stiftungsfest 1968 machte sich die Studentenbewegung bemerkbar. 1970 wurde die Lage der Verbindung als „ernst und alarmierend“ charakterisiert, nachdem innerhalb von drei Semestern die Aktivenzahl von 71 auf 48 gesunken war. Ab Mitte der 1970er Jahre entwickelte sich das Verbindungsleben wieder positiv; die Bude konnte um neue Räume erweitert werden. In der Folgezeit baute Aargau die freundschaftlichen Beziehungen zur Austro-Danubia Linz aus.